(v.l.n.r.: Prof. Dr. Stephan Goertz, Prof. Dr. Ernst-Wolfgang Böckenförde; Prof. Dr. Franz-Xaver Kaufmann, Karl Kardinal Lehmann, PD Dr. Hermann-Josef Große Kracht)
Der Staats- und Verfassungsrechtler und frühere Richter am Bundesverfassungsgericht, Prof. Dr. Ernst-Wolfgang Böckenförde, hat das Lebenswerk des Soziologen Prof. Dr. Franz-Xaver Kaufmann als außerordentliche Leistung im Dienst der Sozial- und Kirchenreform gewürdigt. Böckenförde sprach zum Abschluss der interdisziplinären Fachtagung zum Thema „Christentumssoziologie und Kirchenkrise. Im Gespräch mit Franz-Xaver Kaufmann”, die von der Professur für Moraltheologie der Katholisch-Theologischen Fakultät der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (Prof. Dr. Stephan Goertz), dem Institut für Theologie und Sozialethik der TU Darmstadt (PD Dr. Hermann-Josef Große Kracht) und der Mainzer Bistumsakademie Erbacher Hof veranstaltet wurde (9./10. November 2012). Anlass für die Tagung war der 80. Geburtstag Kaufmanns im August dieses Jahres.
Bei einer öffentlichen Podiumsdiskussion zum Thema „Dogma und Geschichtlichkeit der Kirche” hatte Kardinal Lehmann zuvor erklärt, es sei „ein großes Geschenk für uns”, dass Kaufmann immer wieder in Fragen der Familiensoziologie und der Sozialpolitik die katholische Kirche in Deutschland beraten habe.
Kaufmann hat in vielen Schriften, zuletzt in diesem Jahr (Kirche in der ambivalenten Moderne, Freiburg 2012), gezeigt, wie das Wiedererwachen des kirchlichen Lebens nach der Säkularisation im 19. Jahrhundert zu einem hierarchisch-zentralistisches Kirchenbild geführt hat, das bis heute zur Selbstimmunisierung der Kirche gegenüber ihrer eigenen Geschichte beiträgt und sich mit dem modernen Ethos der Selbstbestimmung schwer tut. Kaufmann forderte die Theologie und die Kirche auf, sich neu auf den Kern des Glaubens, die christliche Gottesrede, zu besinnen.
(Jürgen Strickstrock/Stephan Goertz)